Reichert: "Ulm wird niemals untergehen - dafür werde ich schon sorgen"

Durch die am Ende deutliche 1:6-Pleite beim HSV steht der SSV Ulm 1846 Fußball als Absteiger in die 3. Liga fest. Bei all der Enttäuschung überwog am Ende aber auch Stolz - vor allem über den Auftritt in der Hansestadt, der durchaus mehr verdient gehabt hätte.
Musste über weite Strecken von der Bank aus zusehen, wie seine Kollegen beim HSV trotz eines couragierten Auftritts unter die Räder kamen: Ulms Kapitän Johannes Reichert. IMAGO/Lucca Fundel
"Jetzt gerade ist sehr viel Leere da. Vor allem, weil ich den Jungs nichts vorwerfen kann", beschrieb Ulms Trainer Robert Lechleiter, der das Team erst vor wenigen Wochen übernommen hatte, seine Gefühlslage am Sky-Mikrofon nach der herben Pleite beim HSV, die den Ulmer Abstieg besiegelt hat. Dabei richtete er seinen Blick vor allem auf die erste Hälfte, in der sein Team "super 35 bis 40 Minuten gespielt" hat.
"Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß"Den Wendepunkt markierte dann jedoch die 36. Minute, in der Semir Telalovic vom Punkt die Chance auf das 2:1 liegen ließ - umso bitterer, nachdem erst in der Vorwoche gegen Hannover bereits Oliver Batista Meier aus elf Metern den Kürzeren gezogen hatte. "Dann ist es auch schwer, jetzt Worte zu finden", so Lechleiter, der sich aber auch die Chance nicht nehmen ließ, den HSV zum Aufstieg zu beglückwünschen.
Dass der HSV anschließend binnen wenigen Minuten gleich doppelt traf, kam zu allem Überfluss noch erschwerend hinzu. "Dann kannst du es nicht mehr halten, dann geht es in so eine Richtung und dann hat man auch die Qualität in der Mannschaft des HSV gesehen, die dann befreit aufspielen kann." Alles in allem einfach "sehr, sehr bitter, weil in der ersten Halbzeit mehr drin war." Groll darüber hegte er jedoch nicht. "Ich bin ganz, ganz weit davon entfernt, den Jungs irgendwas vorzuwerfen. Ich bin stolz auf die Mannschaft. Hier so aufzutreten, ist nicht selbstverständlich." Als Fazit zum Gesamtauftritt seines Teams fiel Lechleiter auch nicht mehr viel ein, als die verstorbene Fußballikone Andreas Brehme zu zitieren: "Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß."
Der SSV Ulm 1846 wird niemals untergehen und dafür werde ich schon sorgen.
Kapitän Johannes Reichert
Vor allem für einen Ulmer ist der Abstieg besonders emotional: Kapitän Johannes Reichert (33), der mit Ausnahme eines Kurzintermezzos in Kaiserslauterern (2014-2016) seit einer gefühlten Ewigkeit im Verein ist. "Ich habe in Ulm bei den Bambinis angefangen, ich habe heute glaube ich mein 447. Spiel für diesen Verein gemacht und ich habe den Höhepunkt meiner Karriere mit diesem Jahr erwischt - mit meinem Heimatverein in der 2. Bundesliga zu spielen", blickte er aber auch ziemlich realistisch auf die Lage der Dinge.
Reichert: "Müssen auch mal schauen, was wir die letzten Jahre geleistet haben""Wir haben jetzt auch zwei Aufstiege hintereinander gefeiert, jetzt stehen wir hier als Absteiger, das gehört leider zum Sport dazu", sprach neben der Enttäuschung aber vor allem auch eine ordentliche Portion Stolz aus ihm heraus. "Wir müssen den Kopf nach oben richten und auch mal schauen, was wir die letzten Jahre geleistet haben, wo wir eigentlich herkommen, dass wir vor zwei Jahren noch in der Regionalliga gespielt haben", so Reichert, der zuletzt einige Spiele verletzt verpasst hatte und gegen den HSV bei seinem Kurzeinsatz sein Comeback gab. "Das vergisst man so schnell, das war jetzt unser zweites Jahr im Profifußball nach davor gefühlt 25 Jahren Absenz. Deshalb wird der Abstieg für unseren Verein kein Beinbruch sein", so Reichert, der gleich noch ein Versprechen hinterherschob: "Der SSV Ulm 1846 wird niemals untergehen - dafür werde ich schon sorgen."
kicker